Clubgeschichte

 

Die Gründung

 

Der Ortsverband (= OV) Singen des Deutschen Amateurradioclubs (= DARC) wurde am 19. April 1959 in Singen im Nebenzimmer des Hotels Jägerhaus gegründet. Die Gründungsversammlung leitete Alfred Trüb. Einige der 14 Gründungsteilnehmer waren schon Mitglieder im Ortsverband Konstanz, der bereits im Jahr 1955 gegründet worden war. Nachdem die Zahl der Interessenten im Hegau größer geworden war und der Weg nach Konstanz doch etwas weit war, wurde der OV Singen gegründet. Wilhelm Riedmann (1921 – 1991) wurde zum Vorsitzenden gewählt.

 

 

 

Alfred Trüb

 

Der Versammlungsleiter A. Trüb (1908 – 1993) war der Vorsitzende des Distriktes Baden im DARC. Von Beruf war er Hauptlehrer und wurde im Jahr 1956 von Vöhrenbach/Langenbach im Schwarzwald nach Singen an die Waldeckschule versetzt. Er wohnte in der Scheffelstraße 7. Etwa ab 1958/59 unterrichtete er an der Ekkehard – „Mittelschule“, vor allem Mathematik und Physik. Im Jahr 1966 wurde die Zeppelin- „Mittelschule“ eröffnet. Zum ersten Rektor wurde Mittelschul-Oberlehrer Alfred Trüb bestellt. Am 1.Dezember 1966 wurden die Mittelschulen in Realschulen umbenannt. Im Juli 1972 geht er in den Ruhestand. Außerdem war er Mitglied der SPD und vertrat diese auch bis 1975 im Singener Stadtrat.

 

Alfred Trübs Werdegang als Funkamateur ist ein typisches Beispiel dafür, wie aus einem Hobby der Beruf entsteht. Schon in seiner Jugend mit 16 Jahren beschäftigte er sich der Funkbastelei, angeregt durch seinen einstigen Physik-Lehrer, und baute sich sein erstes Radio. Zur damaligen Zeit, in den 1920er Jahren, benötigte man dazu eine sog. „Audion – Versuchserlaubnis“. Um diese zu erhalten, mussten in einer Prüfung technische Kenntnisse nachgewiesen werden. Die Erlaubnis berechtigte „zur Errichtung und zum Betrieb einer Funkempfangsanlage zum Privatgebrauch“. Mit diesen Empfängern konnte man die neu entstehenden Radiosender aufnehmen. Auch in Deutschland hatte Ende Oktober 1923 der erste Rundfunksender seinen Betrieb aufgenommen. Es handelte sich um das „Vox-Haus“ in Berlin,das zuerst ein Unterhaltungs – Rundfunkprogramm ausstrahlte und kurze Zeit später auch politische Nachrichten. Im Zweiten Weltkrieg kam Alfred Trüb zur Luftwaffe und flog als Bordfunker. An der Luftnachrichtenschule in Halle/Saale bildete er Bordfunker aus. Auf Grund seiner physikalischen und technischen Interessen wurde er Mathematik- und Physiklehrer.

 

 

 

Der OV A 25 Singen

 

Heute hat der OV Singen 60 Mitglieder. Sie stammen, wie andere Funkamateure auch, aus allen

 

Bevölkerungsschichten und Berufen; sie müssen keine Elektronikfachleute sein. Unter ihnen sind Handwerker und Facharbeiter verschiedener Berufe, Kaufleute, Ärzte, Apotheker, Lehrer, Ingenieure, Hausfrauen, Landwirte und natürlich auch Fachleute aus der Elektronik, Nachrichten- und Computertechnik, die, wie A. Trüb, ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Viele Mitglieder waren auch bei den ehemaligen Aluminium-Walzwerken Singen beschäftigt, so auch der o. g. Wilhelm Riedmann.

 

 

 

Vereinsleben, Ausbildung
Schon vor der Gründung des Ortsverbandes Singen, halten Alfred Trüb, DL 6 IT, und Willhelm Riedmann, DJ 3 ZI, im Wintersemester 1958/59 im Rahmen der Volkshochschule einen Lehrgang über den Amateurfunk ab zur Vorbereitung auf die Lizenzprüfung. Nach der Gründung finden die monatlichen OV-Abende im Nebenzimmer des „Jägerhaus“ und später in „Müllers Gaststätte“ in der Haupstraße (sie besteht heute nicht mehr) statt. Man stellte bald fest, dass Lokale wegen der Störungen durch die anderen Gäste ungeeignet waren für intensiven Gedankenaustausch und Lehrgänge. Nach einer Anfrage bei der Stadt Singen durfte der OV Singen den Physiksaal der Ekkehard – Mittelschule benutzen. Dies ist auch A. Trüb als Stadtrat zu verdanken; außerdem wirkte er, wie schon erwähnt, hier als Lehrer. Der Physiksaal befand sich damals im 1. Stock des Flügels an der Erzbergerstraße da, wo heute das Lehrerzimmer ist. Um die Treffen nicht völlig „trocken“ ablaufen zu lassen, traf man sich zum „Nachhock“ in einer der Singener Gaststätten. Einige der Stammlokale waren z. B. die „Singener Weinstube“ oder der „Bären“; er existiert heute auch nicht mehr, denn dort residiert jetzt die Commerzbank.

 

 

 

Schulstation DL 0 GY, Dezember 1962

 

Einer der Lehrer des Hegau-Gymnasiums, Studienrat Heinrich Heller (1924 - 1985), war auch
Funkamateur mit dem Rufzeichen DL 1 VF und damals auch Vorsitzender des OV Singen. Etwa
1961 fasste er den Entschluss, in seiner Schule eine Funkstation einzurichten. Der damalige Schulleiter, Oberstudiendirektor Dr. Josef Götz, fand diese Idee sehr gut und stimmte zu. Denn der pädagogische Wert bestand darin, dass sich die Schüler praktisch mit Physik, Geografie, Sprachen usw. lernend beschäftigten. Einige Schüler aus H. Hellers Klasse halfen beim Ausbau des Stationsraumes im Dachgeschoss über der Südostecke des Gymnasiums. Die Station benötigte auch eine Drahtantenne. Diese wurde zwischen dem Türmchen mit der Uhr über dem Haupteingang und der Plattform auf dem Ostflügel aufgespannt. Dabei halfen auch einige seiner Schüler mit. H. Heller erließ ihnen dafür die Hausaufgaben. Als erster Schüler des Hegau-Gymnasiums erhielt Michael Bruhn nach bestandener Prüfung im Dezember 1962 die Sendelizenz mit dem Rufzeichen DJ 8 MX; dies war kurz vor Beginn der schriftlichen Abitursprüfung. In der Weihnachtsausgabe 1962 des Singener Südkurier wurde die Station der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

 

 

Field – Day“ bzw. „Feld – Tag“, Juni 1963

 

Der „Field – Day“ bzw. „Feld – Tag“ ist ein Wettbewerb der Funkamateure, der international ausgetragen wird. Er dauert 24 Stunden und kann daher nur am Wochenende stattfinden. Dabei sollen Funkverbindungen mit möglichst vielen Stationen aus möglichst vielen Ländern hergestellt werden. Das besondere daran ist, dass die Station im „Feld“ d. h. im freien Gelände betrieben werden muss. D. h. die Stromversorgung darf nicht aus dem öffentlichen Netz erfolgen und das nächste feste Gebäude muss mindestens 200m entfernt sein. Dies ist auch eine Übung für den o. g. Einsatz in Katastrophenfällen. Der OV Singen nahm am 8./9. Juni 1963 zum ersten Mal an
einem einen Field – Day teil mit dem Rufzeichen der Schulstation „DL 0 GY“. Der Standort lag bei
der Ruine Schrotzburg auf dem Schienerberg.

 

Die Station wurde in einem Zelt aufgebaut, auf der Wiese wurden Antennen aufgestellt. Der Ortsverband Singen des Deutschen Roten Kreuzes stellte ein Notstromaggregat zur Verfügung und der DRK – Zeltbautrupp verband dies mit einer Zeltbauübung. Etwa ein Dutzend Mitglieder des OVSingen waren für den Aufbau und den Schichtbetrieb an der Station erforderlich, darunter waren u. a. Alfred Trüb, Willi Riedmann und Heinrich Heller.

 

Auch die Familienangehörigen kamen dabei nicht zu kurz. Denn ein Funkamateur übt sein Hobby zu Hause im Idealfall in seiner „Funkbude“ aus und braucht dazu keine Helfer, er ist damit der Vorläufer der heutigen „Computer – Freaks“. Der OV Singen nahm viele Jahre lang von verschiedenen Standorten aus an den Field – Days teil. Inzwischen hat sich der Ortsverband auch ein eigenes Zelt und ein Notstromaggregat mit genügender Leistung zugelegt. So kann er auch in Notfällen einspringen. Später benutzte man statt des Zeltes auch Wohnwagen oder Lieferwagen (Sprinter) von OV-Mitgliedern. Hier war es bei schlechtem Wetter oder Kälte doch etwas gemütlicher. Im Jahr 1980 pachtete der OV Singen ein Gelände auf dem Hegaublick.

 

 

 

Clubheim, 1. April 1976 /Oktober 1976

 

Der OV Singen wechselte der in den 60-er- und 70-er-Jahren noch mehrere Male die Versammlungslokale. Da der Physiksaal der Ekkehardschule doch nicht so geeignet war, zog man in den „Benediktinerhof“ in der Hohenhewenstraße, heute heißt er „Zum Hölzle-König“. Danach stellte ab 1967 Theo Erbers (1915 – 2002) den Unterrichtsraum seiner Fahrschule in der Hadwigstraße 3 zur Verfügung. Er war auch Funkamateur und Mitglied des OV Singen. Hier machte sich vor allem Rudolf Lehr aus Radolfzell auf vorbildliche Weise um die Ausbildung verdient. Er baute den Kurs auf einem auf dem Markt befindlichen Amateurfunk-Fernlehrgang auf. Dies erleichterte die Arbeit und jeder Teilnehmer konnte sich auch zu Hause damit beschäftigen. Ferner gab er Unterricht in Amateurfunk-Englisch. Ab dem Jahr 1971 hielt der OV Singen seine Clubabende im Physiksaal der Zeppelin-Realschule; hier half wieder Alfred Trüb, der jetzt hier Rektor war.
Im Jahr 1976 gelang es endlich nach längerem Suchen und einem glücklichen Zufall ein eigenes Clubheim zu mieten. Es handelt sich dabei um ein einfaches zweistöckiges Einfamilienhaus aus der Nachkriegszeit mit einem größeren Gartengrundstück; es gehört der Stadt Singen und liegt auf der Insel Wehrd zwischen der Rielasingerstraße und dem Friedrich-Wöhler-Gymnasium. Eigentlich sollte es abgerissen werden, da es für Wohnzwecke nicht mehr geeignet war; aber als Clubheim war es noch zu gebrauchen. Am 1. April wurde der Mietvertrag abgeschlossen. Damit waren auf einen Schlag mehrere Probleme gelöst bzw. Wünsche erfüllt worden. Man hatte jetzt endlich einen Versammlungsraum, in dem dann auch die Funk-Lehrgänge abgehalten wurden. Es gab Platz für Fachliteratur und Geräte. Außerdem konnte hier die ganze Field-Day-Ausrüstung untergebracht werden; vorher war sie bei Mitgliedern gelagert worden. Im ersten Stock wurde die Clubstation mit dem Rufzeichen „DK 0 SV“ eingerichtet. An der wurde auch Funkbetrieb zu Ausbildungszwecken mit den Lehrgangsteilnehmern durchgeführt. Ebenso war das Problem des „Nachhocks“ gelöst worden. Viele Mitglieder halfen bei den notwendigen Reparaturen, Modernisierungen und beim Aufbau der Antennen für den Kurzwellen – (KW) und Ultrakurzwellen- (UKW) -Bereich.

 

Am 31. Oktober 1976 wurde das Clubheim mit einem „Tag der offenen Türe“ eingeweiht und der Öffentlichkeit vorgestellt. Bereits am 8. November fand ein Informationsabend für einen neuen Lehrgang statt. Das Jahr 1976 bedeutete in jeder Beziehung eine Zäsur für den OV Singen. Man konnte zufrieden auf das Erreichte zurückblicken. In den nun folgenden Lehrgängen wurde etlichen Teilnehmern erfolgreich zur Sendelizenz verholfen. Manche waren so sehr vom „Hochfrequenz – Bazillus“ befallen worden, dass sie später das Hobby zum Beruf machten. So entstammen aus deren Reihen sechs Ingenieure der Nachrichtentechnik, drei Informatiker, ein Radio-und Fernsehtechniker und ein Elektronik-Techniker. D. h. hier wurde technischer Nachwuchs herangebildet, der heute dringend gesucht wird. Im Rahmen der Jugendferienspiele des Stadt-
Jugendrings wurde auch Elektronik-Basteln für Jugendliche durchgeführt. Zusammen mit dem
Ortsverband Konstanz des DARC nahm man mit den Jugendlichen auch an Field-Days vom
Hegaublick aus teil.

 


Völkerverbindende Freundschaft zwischen den Partnerstädten Kobeljaki, Ukraine, und Singen.

 

Im Rahmen seiner Tätigkeit als damaliger Partnerschaftsbeauftragter der Städte Kobeljaki und Singen, fragte Wilhelm J. Waibel im Jahr 1994 das OV-Mitglied Eugen Groll, ob es in Kobeljaki auch Funkamateure gäbe, mit denen man eine Funkverbindung herstellen könne. Man plante, diese bei einem Tag der „Offenen Türe“ im Clubheim der Öffentlichkeit vorzustellen. Bei einer Reise nach Kobeljaki, lernte W. Waibel dort tatsächlich den einzigen Funkamateur dieser Stadt, Vladimir Antufirev kennen. Mit ihm wurde nach einigen Telefonaten und Fernschreiben der erste „Sked“ (abgesprochene Funkverbindung) auf Kurzwelle im 20-Meter-Band mit der o.g. Clubstation DK 0SV vereinbart. Diese Verbindung klappte auf Anhieb; damit war die Generalprobe für den „Tag der offenen Türe“ bestanden. Zu diesem Termin, am 1.10.1994, kam die geplante Verbindung mit Kobeljaki tatsächlich zustande.

 

Dabei sprachen die Vertreter der Partnerstädte miteinander, unterstützt von Dolmetschern und umringt von vielen Zuschauern. Als Vertreter des Oberbürgermeisters war Bürgermeister Dr. Manfred Schlegel anwesend. Von nun an war die Funkverbindung zwischen Kobeljaki und Singen ein fester Bestandteil beim sonntäglichen Treffen im Clubheim. Im Jahr 1995 konnte eine 3-köpfige Abordnung der Singener Funkamateure mit Gerhard Scheyer, Friedrich Haupt, und Alfred Nischink
zusammen mit der Partnerschaftsdelegation Kobeljaki besuchen. Dort lernten sie Vladimir Antufirev persönlich kennen. Poltava, die Bezirksstadt von Kobeljaki, beherbergt auch eine Technische Hochschule. Hier befand sich die Clubstation der Funkamateure des Bezirks Poltava. Diese besuchten die Singener Funkamateure zusammen mit Vladimir. Auf dem Dach dem Dach der Technischen Hochschule entstand das „Gedächtnisbild“. Es zeigt den Funkamateur Paul, damaliger Stationsverantwortlicher und Teilnehmer an einer Südpolarexpedition, zusammen mit Funkfreunden aus dem Bezirk Poltava und dem Besuch aus Singen. Umgeben sind sie von vielen selbstgebauten, drehbaren Richtantennen.

 

In den darauffolgenden Jahren kamen Vladimir und einige Funkamateure aus dem Bezirk Poltava im Sommer zu Besuch nach Singen, um die in Friedrichshafen regelmäßig stattfindende große
Amateurfunkmesse „HAM RADIO“ zu besuchen. Hier fanden sie Bauteile und Geräte, die sie in der Ukraine nicht bekamen. Leider ist Vladimir am 03. März 2010 im Alter von 52 Jahren allzu früh an Krebs gestorben.

 

An dieser Stelle möchten wir uns im Namen des Deutschen- Amateur- Radio Club e.V., Ortsverband Singen, bei allen Unterstützern der Städtepartnerschaft bedanken. Sie ermöglichten Firmenbesichtigungen und engagierten sich mit Sach- und Geldspenden. Nicht zuletzt geht unser Dank an Wilhelm Waibel für sein großes Engagement im Rahmen der Städtepartnerschaft Kobeljaki-Singen, sowie an die Firmen und Organisationen, die es möglich machten, dass die Bevölkerung unserer Partnerstadt Kobiljaki mehrere Jahre mit Insulin und anderen dringend
benötigten Medikamenten versorgt werden konnte.